Wildbienen im Gemeinschaftsgarten
Der Grätzlgarten Alsergrund und die umliegenden Grünräume (Stadtwald, Sensengassen-Hang und Campus Uni Wien) sind Naturorte mit beeindruckender Artenvielfalt. In unserem Garten inmitten des Campus gibt es rund 50 Wildbienen. Die Tiere brauchen unseren Schutz - lesen Sie hier warum Wildbienen so wichtig sind und wie man selbst aktiv werden kann:
Wildbienenfotos ©Isabella Klebinger
BREAKING NEWS: 49(!) Wildbienenarten 2017 im Grätzlgarten Alsergrund von Wildbienenforscherin Julia Lanner und Team gefunden (klick mich!). Unser Garten und der strukturreiche Lebensraum Campus Altes AKH mit seinen vielen wertvollen Grünräumen, scheinen intakte, naturnahe Lebensräume zu sein, denn bei der Forscherung wurden sowohl Wildbienen als auch und ihre parasitären Kuckucksbienen gefunden - was von einer intakten Lebensumgebung zeugt.
Warum Wildbienen helfen? Wildbienen sind Hautflügler, und die "wilden Schwestern" der Honigbiene. Dabei sind sie extrem wertvolle Bestäuber und sind der Honigbiene um Nasenlänge voraus. Sie fliegen früher im Jahr und bestäuben Frühblüher (Bäume, Obstgehölze usw.), fliegen bereits ab 2 Grad plus und auch bei Schlechtwetterlagen bestäuben sie verlässlich. Sie sorgen zudem für mehr Ertrag in der Landwirtschaft (Pdf zum Download). Wildbienen sichern sie eine breite Artenvielfalt in unserer Wild- und Nutzpflanzenwelt ab. Stark gefährdete Wildbienen Angewiesen auf Nistflächen und Nahrungsquellen (Pollen und Nektar) sind sie in Bedrängnis geraten und zum Teil stark gefährdet. In Österreich gibt es noch immer keine Roten Listen für Wildbienen, dafür aber seit 2020 einen Wildbienenrat, der sich aus ExpertInnen zusammensetzt und den Wildbienenschutz in Ö forcieren will. ExpertInnen gehen davon aus, dass auch in Österreich mehr als 1/3 der Arten gefährdet sind, in Deutschland sind es über die Hälfte der dort heimischen Wildbienenarten. Vor allem industrielle Landwirtschaft, Verbauung von Flächen und Eingriffe in Ökosysteme bedrohen Wildbienen existentiell. Landschaftliche Vielfalt ging in den letzten Jahrzehnten rapide zurück und Blühflächen und Niststrukturen verschwanden. Honigbienen als Konkurrenz Das Bienensterben war in den letzten Jahren in aller Munde, der Rückgang der Insekten insgesamt ist dramatisch. Vom viel zitierten Bienensterben sind vor allem Wildbienen betroffen, nicht aber die Honigbiene. Denn die Honigbienen steht als vom Menschen gezüchtetes "Haustier" ohnehin unter besonderem Schutz. Ihre Beliebtheit hat in den letzten Jahren noch zugenommen und die Völkerzahlen haben durch einen Imker-Boom stark zugenommen, was sich wiederrum bei geringen Nahrungsangeboten, etwa in Städten bemerkbar macht, die Honigbiene wird immer mehr zu Nahrungskonkurrenz der heimischen Wildbienenarten. 702 Wildbienenarten in Österreich In Mitteleuropa ist Österreich mit 702 Wildbienenarten Spitzenreiter bei der Artenvielfalt der Wildbienen, die Tiere sind aber teils bedroht und gefährdet, da die Lebensräume verschwunden sind, und Nahrungsangebot übers ganze Jahr oft fehlt. (Links dazu findet ihr ganz unten im Beitrag) Am bekanntesten ist wohl die Hummel mit den Unterarten, die wirklich beliebt und ob ihres fleigenden Schwergewichtes bemerkenswert ist. Strukturreiche Landschaften und naturnahe Gärten Wildbienen brauchen ökologisch intakte Kleinstrukturen. Sie nisten im offenen Erdboden, Pflanz- und Markstängeln, Vertikalstrukturen, Abbruchkanten oder Steilhängen, Mauern, Steinhaufen, Halmen und sogar Schneckenhäusern. Sie leben meist solitär, und bilden keinen Staat wie die Honigbiene. Einige Arten leben jedoch eusozial, darunter viele Hummelarten - wo Hummelköniginnen ein Volk bilden und gründen - teils mit bis zu 600 Individuen. Die Tiere brauchen unseren aktiven Schutz durch genügend Nistmöglichkeiten, strukturreiche Landschaften, Verzicht auf Pestizide und dauerhafte Blütentracht übers Jahr, und zwar mit möglichst einheimischen Pflanzen und Wildpflanzen. JEDE*R KANN ETWAS FÜR WILDBIENEN TUN. Bienenschutz ist Bodenschutz Über 70% der Wildbienenarten (incl. der Kuckucksbienen) nisten im Erdboden, in offenen Erdstellen, so auch bei uns im Garten und am Hang zum Stadtwald/Sensengasse. Abbruchkanten, Steilhänge und andere Gegebenheiten die besonnt, trocken und unbewachsen sind, sind bei Wildbienen besonders beliebt. Auch Ruderalflächen stellen wichtige Lebensräume dar. Nisthilfe ja, aber Strukturreichtum insgesamt ist wichtiger Nicht jede auf dem Markt verfügbare Nisthilfe hilft tatsächlich Wildbienen, oft sind es Annäherungen von Baumarktkette, die auf Trends aufspringen, den Tieren aber wenig bringen. Und: Wer jetzt denkt ein "Insektenhotel" (Nisthilfe) rettet die Wildbienen-Welt, der irrt. Denn die meisten Arten nisten im sowieso im offenen Erdboden und solche "Nist-Behelfe" schaffen nur für wenige speziellen Arten Lebensraum. Strukturreiche, naturnahe Gärten leisten einen gesamtökologisch wertvollen Beitrag. Auch Bodenschutz und Bodenschutzpolitik sind also Wildbienen-Themen und lenken die Entwicklung in eine richtige Richtung. Wir müssen aufhören Boden zu verbauen und zu übernutzen. Biodversität braucht Platz! ...und wenn dann, gewusst wie: Nisthilfen sind zwar einfach zu bauen, es gibt ein paar essentielle Punkte die man beachten muss, damit Wildbienen tatsächlich einziehen. Die sogenannten "Bienenhotels" müssen nach bestimmten Gesichtspunkten gestaltet sein, damit sie von den Bienen auch angenommen werden als Nistplatz (klick mich!). Dringend abzuraten ist auch davon, Wildbienenlarven zu kaufen/verkaufen, da dies die Entstehung und Verbreitung von Krankheiten unter den sonst so robusten und widerstandsfähigen Wildbienen begünstigt. Bauen sie doch einfach eine Nisthilfe und üben sie sich in Geduld, wenn es gut gemacht ist, wird bestimmt bald jemand einziehen! Falls nicht, könnte es an der Gesamtökologie liegen die kann man wie folgt verbessern: Was kann ich für Wildbienen und Insekten tun?
Für alle die mehr Anhaltspunkte brauchen zum Thema Pflanzen für Wildbienen, gibt es unten am Ende des Beitrages bei DOWNLOADS eine Artenliste wildbienengerechter Bepflanzung, ausgearbeitet von David Werner. PFLANZENLISTE für Wildbienen zum DOWNLOAD (ganz unten)!! Wildbienen im Grätzlgarten und beim Zick-Zack-Weg Hier einige Videos von den faszinierenden Seidenbienen die jedes Jahr im Frühling auschwärmen aus den Bodennestern am Wildbienenhang zwischen Grätzlgarten und Stadtwäldchen. Video 1 Seidenbienen im Frühling Video 2 Seidenbienen im Frühling In unserem Garten konnten wir zudem noch weitere Wildbienenarten ausfindig machen: die blau-schwarze Holzbiene etwa. Auch die Röhricht-Maskenbiene kam 2017 in unserem Garten vor, sie wohnte direkt in einem Schilfrohr, das wir als Windschutz am Zaun befestigt hatten. Da Wildbienen nicht weit fliegen um Futter zu suchen, ist klar, dass die Wildbienen auch im näheren Umfeld leben und dort im Erdboden, Pflanz- oder Markstengeln, Totholz, Mauerstrukturen oder sogar Schneckenhäusern nisten. Ebenso im Jahr 2017 wurde die Krefeld-Studie veröffentlicht, die besagt, dass der Rückgang der Biomasse bei Insekten sich bereits auf 75% beläuft – was wirklich enorm ist. Man spricht hier auch vom viel zitierten “Insektensterben“, dieses betrifft auch Wildbienen! Geplante Umgestaltung Altes AKH/Wildbienen Die derzeitigen Planungen rund um das Alte AKH und den Hang in der Sensengasse bedrohen potentiell die Wildbienenvorkommen vor Ort. Wir hoffen, dass es zu einer Lösung kommt, die den Wildbienen nicht schadet und ihre Lebensräume nicht zerstört! Viele ExpertInnen und die Bezirksvorstehung Alsergrund stehen hinter dem Schutzvorhaben und hoffen, dass ein Weg gefunden wird, sodass die Wildbienenhabitate nicht zerstört werden. Im März 2021 gab es erneut eine Berichterstattung in der Bezirkszeitung zum Klimaschutzpresi Alsergrund und dem bestehenden Wildbienenschutzprojekt im Alten AKH Wien. Hier ein Link zum Artikel des NABU Deutschland über die Krefeld-Studie und das Artensterben bei Insekten (klicken!) INFOS ZU WILDBIENEN UND GÄRTNERN: Weitere tolle und vielfältige Infos zu Wildbienen (hier klicken!) Für Infos zu Futterpflanzen für Wildbienen /NABU (hier klicken!) Allgemeine Infos zur Gefährdung und Schutz von Wildbienen (hier klicken!) |
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